Haus & Grund: Neues Heizungsgesetz kommt bei Eigentümern nicht gut an

Eigentümerverband stellt Ergebnisse einer Mitgliederbefragung vor – Viele können sich Investitionen nicht leisten und wollen eher auf das Vermieten verzichten

Private Immobilienbesitzer in Rheinland-Pfalz sind ein wesentlicher Faktor der Wohnungswirtschaft. Sie investieren zum Teil deutliche Summen in den Erhalt und die Verbesserung von Häusern und Wohnungen, was dem örtlichen Handwerk zugutekommt. Und die Eigentümer wollen in ihrer Mehrheit auch die Klima- und Wärmewende befördern – wenn sie dazu finanziell in die Lage versetzt werden. Das sind zentrale Ergebnisse einer Mitgliederbefragung des Haus & Grund Landesverbands Rheinland-Pfalz.

Aus der Befragung lassen sich einige interessante, zum Teil aber auch erschreckende Erkenntnisse gewinnen. „Die müssten auch die Politik interessieren“, sagt der Koblenzer Rechtsanwalt Christoph Schöll als Landesvorsitzender des Eigentümerverbandes. „Statt die Menschen mitzunehmen, hat sich die Politik mit Entscheidungen über die Köpfe der Menschen hinweg aber eine blutige Nase geholt.“

59,42 Prozent der befragten Immobilieneigentümer sind älter als 40 Jahre. 64,73 Prozent der Befragten besitzen ein selbstgenutztes Einfamilienhaus, 12,37 Prozent eine Eigentumswohnung, die sie selbst bewohnen. Welchen Stellenwert Vermietungen haben, ergibt sich aus den folgenden Zahlen: 26,26 Prozent vermieten ein Einfamilienhaus, 24,89 Prozent eine Eigentumswohnung, 14,66 Prozent ein Zweifamilienhaus, 20,46 Prozent mehrere Eigentumswohnungen und 43,51 Prozent ein oder mehrere Mehrfamilienhäuser. Die Mehrheit der Vermieter, nämlich 53,87 Prozent, vermieten nur ein bis drei Wohnungen, 22,57 Prozent vier bis sechs, und 12,19 Prozent sieben bis zehn Wohneinheiten.

Für 42,61 Prozent der Befragten ist die Immobilie unverzichtbarer Bestandteil der privaten Altersversorgung, 25,22 Prozent erzielen damit einen wesentlichen Teil des Haushaltseinkommens. „Man muss diese Zahlen mit dem Investitionsbedarf der Immobilien im Land vergleichen“, erklärt Rechtsanwalt Ralf Schönfeld, Verbandsdirektor Haus & Grund Rheinland-Pfalz. „Knapp 70 Prozent der selbst genutzten Immobilien sind vor dem Jahr 1990 errichtet worden, in der Hälfte der Fälle wurde bisher überhaupt nicht energetisch saniert, in einem Drittel der Fälle ist dies länger als zehn Jahre her, dürfte also heutigen Standards in Teilen nicht mehr entsprechen. 43,75 Prozent der vermieteten Immobilien warten noch auf eine energetische Sanierung, bei 18 Prozent ist dies länger als zehn Jahre her.

Die meisten Eigentümer (92,13 Prozent) investieren pro Jahr bis zu 30.000 Euro in ihre Immobilien, was in vielen Fällen der heimischen Wirtschaft zugutekommt. Und die Menschen sind durchaus bereit dazu, weitere Verbesserungen, vor allem bei Heizungsanlagen, Fenstern und Türen, Wänden, Böden und Dach, Bad und Sanitär sowie energetischer Wärme zu bezahlen. Der Bedarf ist da, denn in 93,1 Prozent der Fälle wird in vermieteten Immobilien noch mit Gas oder Öl geheizt, Holz- und Pelletöfen haben einen Anteil von 4,7 Prozent, Wärmepumpen kommen noch nicht mal auf 8 Prozent.

Demgegenüber steht die Furcht vieler Eigentümer vor den von der Politik getriebenen Maßnahmen und den damit einhergehenden Kosten bei der Wärmewende. Landesvorsitzender Schöll fasst zusammen: „67,85 Prozent der Befragten haben Sorge beziehungsweise große Sorge, dass sie sich Zwangssanierungen nicht leisten können. Was ja vollkommen klar ist angesichts der Tatsache, dass die meisten Menschen die Einnahmen aus der Vermietung als Teil ihrer Altersversorgung benötigen.“ Auch das aktuell von der staatlichen KfW-Bank veröffentlicht KfW-Energiewendebarometer 2023 kommt zu dem Ergebnis, dass wirtschaftliche Gründe am häufigsten ein Hindernis für Investitionen in Energiewendetechnologien sind.

Statt zunächst ein planbares und leistungsfähiges Fördermittelkonzept anzubieten, will die Bundesregierung in dieser Woche im Bundestaq das Heizungsgesetz mit aller Sturheit „durchdrücken“. Etwa ein Viertel der befragten Haus & Grund-Mitglieder sagt klipp und klar, dass Wärmewende und energetische Sanierung ohne erhebliche Förderung und Zuschüsse gar nicht zu machen ist. Die Bundesregierung ist da aber immer noch im „Berliner Elfenbeinturm“ unterwegs statt die Förderungen nach den Bedürfnisses aller Bürger, vor allem im ländlichen Raum, auszurichten.

Weitere Zwangsvorgaben bei der Heizung oder verstärkte Solardachpflichten werden laut der Befragung unmittelbare Folgen haben. Verbandsdirektor Ralf Schönfeld erklärt dazu: „39,5 Prozent der Befragten erwägen in diesen Fällen eine konsequente Erhöhung der Kaltmiete beziehungsweise eine Modernisierungsmieterhöhung. 18,82 Prozent denken aber auch jetzt schon über die Einstellung der Vermietung nach, weil sie sich die Investitionen nicht leisten können oder wollen.“ Und Landesvorsitzender Schöll zieht das Fazit: „Die derzeitige Politik der Bundes- und Landesregierung sowie der EU führt dazu, dass immer weniger bezahlbare Mietwohnungen zur Verfügung stehen und sich Eigentum in vielen Fällen nicht mehr lohnt. Kein Wunder also, dass die Eigentumsquote in Rheinland-Pfalz dramatisch in den Keller geht.“

Zurück

Cookie-Hinweis

Diese Website nutzt Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzererfahrung zu ermöglichen. Wenn Sie nachfolgend zustimmen, werden alle Einstellungen aktiviert.

Cookie-Einstellungen