Kaum bessere Aussichten für private Eigentümer und Vermieter im neuen Jahr

Die Auftragsbücher im Handwerk waren in der nahen Vergangenheit proppevoll. Aktuell bricht der Neubau ein. Die damit entstehende Lücke könnte eine Chance für sanierungswillige Eigentümer darstellen – aber was ist mit den hohen Preisen und fehlenden Materialien? Hier eine Abwägung.

Symbolbild Modernisierung: Handwerker mit Werkzeug und kleinen Miniaturhäusern aus HolzFoto: Ingo Bartussek / Adobe Stock

Von Verbandsdirektor RA Ralf Schönfeld

Mit der hohen Inflation der vergangenen Monate sind auch die Preise für Baumaterial stark gestiegen. Hinzu kommt die fehlende Verfügbarkeit qualifizierter Handwerker. Mit dem massiven Einbruch der Zahlen beim Wohnungsneubau könnte sich das bald ändern. Ob sich für sanierungswillige Eigentümer ein Warten auf das Abklingen der Inflation lohnt oder sofort gehandelt werden sollte, hängt vom konkreten Einzelfall ab.

Handwerkskammern erwarten Rückgang der positiven Aussichten

Die Einschätzung des rheinland-pfälzischen Handwerks zur aktuellen Wirtschaftslage hat sich abgeschwächt. 84 Prozent der Betriebe der Handwerkskammern in Kaiserslautern, Koblenz, Mainz und Trier schätzen in der Herbst-Konjunkturumfrage 2022 ihre aktuelle Geschäftslage zwar als gut oder befriedigend ein. Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es aber 92 Prozent. Zudem sind die Erwartungen für Anfang 2023 stark abfallend. Danach erwarten 63 Prozent der befragten Betriebe, dass sich die Geschäftslage verbessert oder zumindest gleichbleibt. Dies waren im Vorjahr noch 89 Prozent.

Der Auftragseingang wird von 65 Prozent der Betriebe mit gleich oder steigend angegeben. Die Kapazitätsauslastung hat sich leicht verschlechtert. 74 Prozent der Befragten geben eine Auslastung über 70 Prozent an. Branchenübergreifend zeigt sich die Umsatzentwicklung der befragten Betriebe rückläufig.

Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für allgemeine Sanierungen?

Haus- und Grundeigentümer haben bei beabsichtigten allgemeinen Renovierungen nicht nur das Problem, dass Baumaterialien zuletzt knapp und teuer waren. Ein Problem ist bisher auch die starke Auslastung von Handwerkern. Hinzu kommt, dass die Energiekrise den energetischen Modernisierungsbedarf bei vielen Häusern und Wohnungen mehr denn je deutlich macht. Gleichzeitig gehen die Neubauzahlen bzw. die Baugenehmigungen sowie die Baufinanzierungen massiv zurück. Für Sanierungen im Gebäudebestand sind das gute Nachrichten: Sind die Handwerker nicht mehr so sehr mit dem Bau neuer Häuser und Wohnungen beschäftigt, haben sie mehr Kapazitäten, um sich der Erneuerung von Altsubstanz zu widmen.

Für Betroffene stellt sich die Frage, wann der „richtige“ Zeitpunkt für eine Renovierung ist. Lohnt es sich, noch zu warten, weil die Preise vielleicht wieder günstiger werden? Die eine richtige Antwort gibt es nicht. Neben der Art der Sanierung und dem dafür benötigten Material beeinflussen die Verfügbarkeit der Handwerker und die Finanzierung des Vorhabens die Sanierungsstrategie.

Bei energetischen Sanierungen und vor allem bei der geplanten Installation von Wärmepumpen sollte man zügig handeln. Neben den fehlenden Handwerkern ist hier zu beachten, dass die Lieferzeiten der Geräte zwischen sechs und zwölf Monate betragen können. Ansonsten stellt sich zunächst die Frage: Wie dringend ist eine Maßnahme wirklich? Bei Schäden an der Bausubstanz sollte man auf keinen Fall auf sinkende Preise spekulieren. Wer hier zu lange wartet, riskiert, dass Schäden nur größer und teurer werden, wenn nichts gemacht wird. Dass z.B. bei Schimmel oder undichten Dächern sofort gehandelt werden muss, sollte selbstverständlich sein.

Wer dagegen reine Modernisierungen wie das Verlegen neuer Böden und Tapeten oder der Erneuerung des Bads bzw. der Küche beabsichtigt, sollte durchaus noch einige Monate abwarten und die Entwicklungen auf dem Markt beobachten. Das gilt sowohl hinsichtlich der Verfügbarkeit von Handwerkern als auch hinsichtlich der Preisentwicklung bei den Baumaterialien. Aktuell sind viele Baustoffe oft noch teuer. Für ihre Herstellung wird viel Energie benötigt. Mit dem Rückgang der Energiepreise wirkt sich das z.B. zeitversetzt auf die Kosten für Beton und Zement aus. Auch die Preise für Bauholz sind seit Herbst wieder deutlich gefallen.

Allerdings sollte man sich auch hier keine zu großen Hoffnungen machen. Selbst wenn die Preise fallen, werden sie weiterhin über dem Niveau vor der Pandemie liegen. So günstig wird es in Zukunft nicht mehr werden.

Mehr freie Kapazitäten bei Handwerkern im zweiten Halbjahr?

Mittelfristig besser könnte es bei der Verfügbarkeit von Handwerken sein. Momentan sind zwar viele Auftragsbücher noch gut gefüllt. Aber immer öfter werden die Aufträge der vergangenen Wochen und Monate abgearbeitet. Wegen der massiv eingebrochenen Neubauprojekte rechnen Experten damit, dass zu Beginn des zweiten Halbjahres mehr Kapazitäten bei Handwerkern frei werden. Im städtischen Umfeld mit mehr Bauprojekten dürfte es etwas länger dauern als in ländlichen Regionen. Dabei ist die Entwicklung außerdem von den konkreten Gewerken abhängig.

Während Maler und Bodenverleger oft wieder kurzfristig verfügbar sind, ist vor allem bei Elektrikern weiter mit längeren Wartezeiten zu rechnen. Der Druck auf den Markt mag zwar nicht mehr so groß sein, wenn die Auftragslage für Neubauten zurückgeht. Doch die hohe Nachfrage nach Sanierungen wird auch zukünftig für eine Auslastung von Handwerksfirmen sorgen.

Fachkräftemangel bleibt Neubau- und Klimaschutzbremse

In den kommenden Monaten und Jahren ist aufgrund der gesetzlichen Vorgaben und wegen der steigenden Energiepreise damit zu rechnen, dass viele Haus- und Grundeigentümer ihre Häuser und Wohnungen energieeffizienter gestalten werden. Die Bundesregierung strebt an, dass bis zum Jahr 2045 der Gebäudesektor klimaneutral ist.

Am Beispiel der Wärmepumpe zeigt sich der Fachkräftemangel besonders. Nur 15 bis 30 Prozent der Betriebe sind laut Zentralverband Sanitär Heizung Klima überhaupt in der Lage, eine Wärmepumpe einzubauen. Solche Arbeitskräfte brauchen eine spezielle Ausbildung, um die Wärmepumpe einzubauen. Von diesen Spezialisten gibt es bei Weitem nicht genug. Fehlende Elektriker und Klimatechniker werden damit zum „Flaschenhals der Energiewende“. Hinzu kommt, dass viele Firmen ohnehin ausgelastet sind. Würden potenziell fähige Mitarbeiter auf die entsprechenden Schulungen geschickt, um Wärmepumpen qualifiziert einbauen zu können, müsste man auf deren Arbeit bei den aktuellen Aufträgen verzichten.

Fazit: Der Klimaschutz braucht Fachkräfteförderung – Planung der Sanierung wichtiger denn je

Während es bei allgemeinen Modernisierungsmaßnahmen Hoffnung auf bessere Verfügbarkeit von Handwerken und stabilere Preise gibt, sind mit dem jetzigen Bestand an Fachkräften die von der Bundesregierung angestrebte Transformationsaufgaben im Klimaschutz und der Energie- und Mobilitätswende nicht zu realisieren und bleiben Wunschdenken. Um die Energiewende nicht zu gefährden, muss die Fachkräftequalifizierung von höchster Priorität sein.

Ganz gleich, welche Sanierungsmaßnahmen Haus- und Grundeigentümer mittelfristig beabsichtigen: Mit der Planung sollte man schon bald starten. Auch wer für die Finanzierung auf ein staatlich gefördertes Darlehen oder andere Förderungen hofft, sollte sich rechtzeitig Gedanken über das Bauprojekt machen und fachkundige Beratung in Anspruch nehmen.

Seit Beginn des Jahres sind die Fördermittelprogramme neu aufgelegt worden. Die Fördermitttel sind dabei nicht unbegrenzt verfügbar und manchmal schnell ausgeschöpft. Wenn es hier zu Fehlkalkulationen kommt, kann das die Rechnung für die Sanierung schnell durcheinanderwirbeln und die Sanierung zu einer noch größeren Herausforderung machen, als sie es ohnehin schon ist.

 

Unser Autor: der Landesverbandsdirektor Ralf Schönfeld

Unser Autor: Ralf Schönfeld 
ist Verbandsdirektor des 
Landesverbands Haus 
& Grund Rheinland-Pfalz.

 

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