Mitgliederversammlung des Landesverbands: „Auf die privaten Immobilieneigentümer kommen große Herausforderungen zu“

Corona konnte dem Trend nichts anhaben: In Rheinland-Pfalz wächst Haus & Grund stetig weiter. Zu Jahresbeginn 2021 waren 44.570 Mitglieder in den 37 Ortsvereinen organisiert – erneut gut zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Angesichts der bevorstehenden Herausforderungen brauchen die privaten Immobilieneigentümer auch eine starke Vertretung.

Bild der Ehrung für Haus & Grund KoblenzBundesweit auf Rang 3 beim Mitgliederzuwachs: Für diesen tollen Erfolg erhielt Christoph Schöll (l.) als Vorsitzender des Haus & Grund Ortsvereins Koblenz eine Ehrenurkunde von Zentralverbandspräsident Dr. Kai H. Warnecke. - Foto: Ilse Preiss

Von Dr. Ilse Preiss

Endlich wieder eine „richtige“ Sitzung: Im Forstersaal des Kurfürstlichen Schlosses in Mainz trafen sich Vertreter der Ortsvereine – natürlich mit viel Abstand – zur turnusgemäßen Mitgliederversammlung von Haus & Grund Rheinland-Pfalz. Pandemiebedingt war dieser Termin im vergangenen Jahr virtuell abgewickelt worden, ebenso wie die Wahl des neuen Landesverbandsvorsitzenden.

Christoph Schöll, seit 1. Dezember 2020 in diesem (Ehren-)Amt, freute sich natürlich über die positive Mitgliederentwicklung: „Wir haben bundesweit den höchsten relativen Zuwachs unter den Flächenländern.“ Unter allen Landesverbänden liegt Rheinland-Pfalz beim relativen Zuwachs auf Platz 3 und beim absoluten Zuwachs auf Platz 4.

Regularien schnell abgearbeitet: Mitgliederversammlung auf einen Blick

Organisatorisch ist alles gut bei Haus & Grund Rheinland-Pfalz, weshalb die Regularien bei der Mitgliederversammlung rasch und harmonisch abgearbeitet werden konnten.

  • Berichte: Verbandsvorsitzender Christoph Schöll und Verbandsdirektor Ralf Schönfeld stellten den Geschäftsbericht 2020/2021 vor mit – trotz Corona – zahlreichen Aktivitäten. Schatzmeister Rudi Keßler erläuterte Jahresrechnung und Bilanz für 2020. Manfred Leyendecker gab als Vorsitzender von Haus & Grund für Ecuador e.V. einen Überblick über den Stand der Förderobjekte. Ralf Hummel (Speyer) und Karl Gerhard Jung (Frankenthal) bescheinigten eine „tadellose“ Kassenführung.
  • Abstimmungen: Auf Antrag der Kassenprüfer genehmigte die Versammlung einhellig die Jahresrechnung für 2020 und entlastete den Vorstand für dieses Geschäftsjahr. Auch zu dem von Schatzmeister Rudi Keßler vorgestellten Haushaltsvoranschlag für das Jahr 2021 gab es keine Gegenstimme.
  • Wahlen: Turnusgemäß endete die Amtszeit der Vorstandsmitglieder Jutta Gass (Simmern), Heinzfried Haferkamp (Mayen), Jürgen Hammel (Kaiserslautern), Roland Hunsalzer (Mainz) und Rudi Keßler (Lahnstein). Sie kandidierten erneut und wurden allesamt einstimmig wiedergewählt. Ebenso einstimmig wurden die Kassenprüfer Ralf Hummel und Karl Gerhard Jung im Amt bestätigt. Auf Antrag von Karlheinz Glogger (Ludwigshafen) wählte die Versammlung den früheren Verbandsvorsitzenden Manfred Leyendecker zum Ehrenvorsitzenden.
  • Landesverbandstag: Pandemiebedingt verzichtete Haus & Grund Rheinland-Pfalz in diesem Jahr erneut auf diese publikumsträchtige Veranstaltung. Doch der nächste Termin steht: Der Landesverbandstag in Bad Kreuznach soll nun am 10. Juni 2022 stattfinden – dann im dritten Anlauf.
  • Schlussapplaus: Zum Abschluss der Mitgliederversammlung gab es zwei dicke Dankeschöns: Christoph Schöll bedankte sich bei Verbandsdirektor Ralf Schönfeld für die Unterstützung seiner Arbeit als Vorsitzender im Allgemeinen und die „exzellente Vorbereitung“ der Veranstaltung in Mainz im Besonderen. Und Hans-Joachim Lock, Vorsitzender des Ortsvereins Worms-Alzey, dankte Christoph Schöll für die Übernahme des Amtes des Verbandsvorsitzenden: „Mir fiele keiner ein, der besser geeignet wäre.“ ip

Nicht unwesentlich zur Aufwärtsentwicklung beigetragen hat der von Christoph Schöll geführte Ortsverein Koblenz: 273 Neueintritte im Lauf des vergangenen Jahres bedeuteten exakt 4.999 Mitglieder zum Stichtag 01.01.2021 – und damit den dritten Platz in der Rangliste aller Ortsvereine in Deutschland.

Zentralverbandspräsident Dr. Kai H. Warnecke hatte eine entsprechende Ehrenurkunde nach Mainz mitgebracht und versprach: „Wenn Sie bei 5.999 sind, werde ich das 6.000ste Mitglied in Koblenz.“

Auch unter den 37 Haus & Grund Vereinen in Rheinland-Pfalz lag Koblenz 2020 beim absoluten Mitgliederzuwachs an der Spitze, gefolgt von Worms-Alzey (+ 93 Mitglieder) und Landau (+ 80 Mitglieder).

Beim relativen Zuwachs der Vereine mit mindestens 200 Mitgliedern konnten Bingen und Bad Dürkheim mit einem Plus von knapp 17 Prozent bzw. knapp 14 Prozent den größten Ortsverein mit „nur“ knapp sechs Prozent auf Platz 3 verweisen.

Insgesamt mussten 2020 lediglich acht Vereine überhaupt einen Rückgang ihrer Mitgliederzahl melden, der sich zudem zumeist im einstelligen Bereich bewegte.

Politik in Bund und Land bietet wenig Grund zur Freude

Deutlich weniger Grund zur Freude boten bei der Versammlung die Ausblicke von Warnecke und Schöll auf die politischen Themen, um die es in der nächsten Zeit für die privaten Immobilieneigentümer gehen wird. Die Wohnungspolitik werde leider genutzt, „um extreme Politik zu machen“, bedauerte Warnecke.

Als Problem sah er vor allem die Linkspartei: „Sie will den Konflikt zwischen Mietern und Vermietern am Laufen halten. Es geht ihren Vertretern vor allem darum, Krawall zu machen und Unfrieden zu stiften.“

Umso wichtiger sei es, als Interessenvertretung über die organisatorischen Ebenen hinweg gemeinsam zu agieren. Dass es gelungen sei, Vorhaben wie die hälftige Aufteilung der CO2-Bepreisung auf Vermieter und Mieter sowie die Solardachpflicht zu verhindern, zeige, „was wir erreichen können, wenn wir an einem Strang ziehen“. Diesen Weg wolle und werde Haus & Grund „auch bei den anderen schwierigen Themen“ gehen.

„Auf uns private Immobilieneigentümer kommen große Herausforderungen zu“, leitete Christoph Schöll sein Statement ein. Die für ihn „größte Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg“: Wie lassen sich die Vorgaben der Politik zur Erreichung der Klimaschutzziele im vorhandenen Immobilienbestand erfüllen?

Neben der Frage, wie eine CO2-neutrale alternative Beheizung älterer Gebäude möglich ist („mit grünem Strom, aber der ist teuer und wird in großen Mengen auch für die Industrie und unsere Autos gebraucht“), sah Schöll insbesondere ein Problem: „Die energetische Sanierung älterer Immobilien kostet Unsummen. Wer soll das bezahlen?“ Für viele dieser Wohngebäude werde die Lösung wohl „abreißen“ heißen.

Gespräch zur Grundsteuerreform, aber kaum noch Hoffnung

Bei den landespolitischen Themen kündigte Schöll an, dass man sich nochmals mit Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen über die Grundsteuerreform austauschen wolle. Allerdings hege er keine große Hoffnung, dass sich die SPD-Ministerin noch vom komplizierten Bundesmodell des Parteigenossen Olaf Scholz abbringen lassen werde: „Der Zug ist wohl abgefahren.“ Bei der Bemessung der Grundsteuer müssen dann künftig neun Merkmale berücksichtigt werden – „wir werden in Bürokratie versinken“, prophezeite Schöll.

Er rechnete vor, dass die Reform rund 300 neue Planstellen in der Finanzverwaltung erforderlich macht.
Mit Blick auf die unzureichende Finanzausstattung der Kommunen, die letztendlich über die Hebesätze der Grundsteuer vor Ort entscheiden, war für den Verbandsvorsitzenden klar: „Wir werden uns auf erhebliche Mehrbelastungen einstellen müssen.“ Und damit sei bereits das nächste Thema vorprogrammiert: „Mit einer stärkeren Grundsteuer-Belastung der Mieter wird die Diskussion zur Umlagefähigkeit wieder hochkommen.“

Hohe Auszeichnung für Manfred Leyendecker: Haus & Grund verleiht Großes Ehrenzeichen

Schwierige Zeiten erfordern kreative Lösungen: Auf den Landesverbandstag hatte Haus & Grund Rheinland-Pfalz auch in diesem Jahr Corona-bedingt verzichten müssen, die Mitgliederversammlung aber konnte trotz Einschränkungen stattfinden. Sie stand ganz im Zeichen der Würdigung der Verdienste des bisherigen Verbandsvorsitzenden Manfred Leyendecker.

Den doppelt Ausgezeichneten in die Mitte genommen: Zentralverbandspräsident Dr. Kai H. Warnecke (r.) hatte Manfred Leyendecker das Große Ehrenzeichen von Haus & Grund Deutschland überreicht. Auf Antrag von Karlheinz Glogger (l.) wurde Leyendecker zum neuen Ehrenvorsitzenden von Haus & Grund Rheinland-Pfalz gewählt. - Foto: Ilse Preiss

Von Dr. Ilse Preiss

Wenn der Zentralverbandspräsident extra für eine Mitgliederversammlung von Berlin nach Mainz reist, hat das einen besonderen Grund: Dr. Kai H. Warnecke übergab bei dem Treffen von Vertretern der Ortsvereine des Landesverbands Rheinland-Pfalz persönlich das Große Ehrenzeichen von Haus & Grund Deutschland an Manfred Leyendecker.

Warnecke dankte dem Ausgezeichneten für 46 Jahre in Diensten der Eigentümerschutz-Gemeinschaft: „Sie haben Haus & Grund gelebt!“ Die Ehrung des früheren Landesverbandsvorsitzenden hatte ursprünglich schon 2020 stattfinden sollen, musste aber aufgrund der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie gleich zwei Mal abgesagt bzw. verschoben werden.

Mit dem Großen Ehrenzeichen würdigt der Zentralverband außerordentliche Verdienste um die Interessenvertretung der privaten Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer. Die höchste Auszeichnung, die der Verband zu vergeben hat, besteht aus einer Anstecknadel und einer Urkunde. Mit dem Großen Ehrenzeichen wurden seit Mitte der 1990er Jahre nur 17 Personen ausgezeichnet.

Fast das ganze Berufsleben für den Verband engagiert

Manfred Leyendeckers Laufbahn bei Haus & Grund begann am 1. September 1974 als Referent bzw. Justitiar in der damals noch gemeinsamen Geschäftsstelle mit dem Landesverband Rheinland in Köln. Dort wurde Leyendecker 1980 mit den Aufgaben des Verbandsdirektors betraut. Als die jahrzehntelange enge Verbände-Kooperation mit Ablauf des Jahres 2000 endete, baute der Jurist ab April 2001 – nach einem kurzen Intermezzo in Koblenz – die eigenständige rheinland-pfälzische Geschäftsstelle in Mainz auf und aus. 2010 übernahm Leyendecker zusätzlich zu seiner Funktion als Verbandsdirektor das Amt des Vorsitzenden. 2013 schied er als Verbandsdirektor aus (Nachfolger: RA Ralf Schönfeld); zum 1. Dezember 2020 wurde der Wechsel im Verbandsvorsitz vollzogen (Nachfolger: RA Christoph Schöll aus Koblenz).

Über Jahre hinweg war Leyendecker zudem Mitglied des Zentral- und des Rechtsausschusses von Haus & Grund Deutschland sowie im Zentralvorstand. In seiner Freizeit hatte sich der Rechtsexperte darüber hinaus von 2000 bis 2015 als ehrenamtlicher Finanzrichter am Finanzgericht Rheinland-Pfalz engagiert.

Seinen Nachfolgern übergab Manfred Leyendecker einen florierenden Landesverband, der in seiner Ägide stetiges Wachstum verzeichnen konnte. Hatte Haus & Grund Rheinland-Pfalz 2001 rund 33.000 Mitglieder in 35 Ortsvereinen vertreten, gehören den mittlerweile 37 Ortsvereinen aktuell etwa 44.500 Mitglieder an.

Einstimmige Wahl zum Ehrenvorsitzenden

Der stellvertretende Landesverbandsvorsitzende Karlheinz Glogger stellte bei der Versammlung im Forstersaal des Kurfürstlichen Schlosses den Antrag, Manfred Leyendecker zum neuen Ehrenvorsitzenden des Verbands zu wählen. Der Vorsitzende des Ortsvereins Ludwigshafen, ebenfalls seit über vier Jahrzehnten für die Interessen der privaten Eigentümer und Vermieter aktiv: „Es braucht keine lange Begründung, Jeder und Jede hier weiß, was Du für unseren Verband geleistet hast.“ Die Wahl erfolgte denn auch ohne weitere Diskussion einstimmig.

Der Ehrenvorsitz ist verbunden mit der Einladung, beratend an Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen teilzunehmen. Manfred Leyendecker kündigte an, er werde – sofern zeitlich möglich – gerne den einen oder anderen Termin wahrnehmen. Er bestätigte damit Gloggers Interpretation des lateinischen Sprichworts „Tempus fugit, amor manet“: „Die Zeit vergeht, aber die Liebe zu Haus & Grund bleibt“.

Weiterhin Vorsitzender von Haus & Grund für Ecuador

Gänzlich aus der „Haus & Grund Familie“ verabschiedet hat sich Leyendecker ohnehin nicht: Auch im mittlerweile erreichten „Unruhestand“ führt er ehrenamtlich den von ihm mitbegründeten gemeinnützigen Verein Haus & Grund für Ecuador. Dieser sammelt Geld zum Bau von menschenwürdigen Unterkünften für arme Familien in Quito, der Hauptstadt des südamerikanischen Landes. Ausschließlich finanziert aus Spendenmitteln, entsteht dort derzeit das 17. Haus, das das Logo von Haus & Grund trägt. Haus & Grund für Ecuador e.V. kann im kommenden Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiern.

 

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