Standortpflege als große Zukunftsfrage – für die Kommunen ebenso wie für uns Eigentümer

Nicht nur der klassische Einzelhandel kämpft vielerorts ums Überleben. Auch Städte, Gemeinden und Immobilieneigentümer haben erkannt, dass es besonderer Anstrengungen bedarf, um die Attrakivität des Standorts (und damit letztlich das wirtschaftiche Überleben) zu sichern. Um so besser, wenn alle am gleichen Strang ziehen – so wie z.B. in Neustadt an der Weinstraße.

Leider oftmals ein viel zu seltenes Bild (hier aufgenommen in Neustadt a.d.W.): Für viele  kleine und mittlere Städte in Rheinland-Pfalz wird die Standortpflege zur Überlebensfrage.
Leider oftmals ein viel zu seltenes Bild (hier aufgenommen in Neustadt a.d.W.): Für viele kleine und mittlere Städte in Rheinland-Pfalz wird die Standortpflege zur Überlebensfrage. - Foto: Stadtmarketing Neustadt / Rolf Schädler

Von Dr. Karl J. Eggers

Das berechtigte Interesse eines Hauseigentümers ist es, dass seine Immobilie einen hohen Wert behält und dass er von seinen gewerblichen und privaten Mietern dauerhaft einen angemessenen Mietzins für die Nutzung der Räume bekommt. Klar ist: Man kann die Kuh nicht nur melken, man muss sie auch füttern und pflegen, wenn sie gesund bleiben, eine hohe Leistung bringen und nicht an Wert verlieren soll.

Stimmen zum Thema

Ralf Schönfeld
„Viele Klein- und Mittelstädte in Rheinland-Pfalz stehen schon heute, aber erst recht in Zukunft vor großen Herausforderungen. Der demografische Wandel fordert gute Ideen, um einen Standort attraktiv für Eigentümer, Geschäftsinhaber und Bewohner zu halten.
Das Stadtmarketing-Konzept in Neustadt und die Willkomm-Gemeinschaft haben deshalb eine gewisse Vorbildfunktion auch für andere Städte und Gemeinden in Rheinland-Pfalz. Gleichzeitig zeigt sich, dass Haus & Grund ein wichtiger Partner für die Rathäuser ist, wenn es um die Zukunft der Kommunen geht.“
RA Ralf Schönfeld, Verbandsdirektor von Haus & Grund Rheinland-Pfalz
Gerhard Götz
„Unsere Mitglieder erwarten von ihrem Haus & Grund Verein, dass wir uns in der Stadtentwicklung stark machen. Schließlich hängt der Wert und die Ertragskraft ihrer Immobilien auch von der Attraktivität der Umgebung vor Ort ab. Deshalb machen wir mit Überzeugung bei der Willkomm-Gemeinschaft mit. Von ihr geht insgesamt eine starke Signalwirkung aus. Sie zeigt: Wir tun was – und wir schaffen das.
Zumindest dann, wenn genug Menschen gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir laden alle Immobilieneigentümer aus Neustadt ein, sich mit ihren Ideen einzubringen – und bei dieser Gelegenheit vielleicht auch Mitglied bei unserer starken Schutzgemeinschaft Haus & Grund zu werden.“
RA Gerhard Götz, Vorsitzender von Haus & Grund Neustadt a.d.W.

Angewendet auf Immobilien bedeutet das Bild: Der Hauseigentümer muss das Seine tun, um sein Mietshaus durch regelmäßige Investitionen in Schuss zu halten, damit es die Ansprüche solider und solventer Mieter erfüllen und seinen Wert halten oder sogar steigern kann.

Der Wert einer Immobilie hängt maßgeblich auch vom Umfeld ab

Mit der allgemeinen Schwächung der Innenstädte durch wirtschaftlichen und demografischen Wandel, verändertes Kaufverhalten der Bürger (Einkaufszentren auf der grünen Wiese, Filialisten in den Zentren, immer mehr auch Internet), dazu teilweise dramatische Engpässe in den kommunalen Haushalten und damit einhergehendem Abbau von Infrastruktur wird aber immer deutlicher spürbar: Der Wert der Immobilie und die erzielbare Miete hängen nicht nur von der Weitsicht und dem Einsatz des Eigentümers ab, sondern hochgradig auch davon, ob das Umfeld in Ordnung und wie attraktiv die Innenstadt für alle ist, die das Geld bringen sollen – Mieter, Kunden, Gäste, Patienten, Mandanten, Tagesbesucher und Touristen.

Von ihrer Präsenz-Frequenz in der Innenstadt und von ihrer Bereitschaft, die örtlichen Angebote in Anspruch zu nehmen, hängt die Vitalität der Stadt maßgeblich ab. Dafür müssen aber die örtlichen Rahmenbedingungen stimmen. Welche sind das?

Einschlägige Untersuchungen und das tägliche Erlebnis der Einzelhändler in der Innenstadt zeigen: Es kommt vor allem an auf gute Erreichbarkeit per KfZ, auf nahe und kostengünstige Parkplätze, ein hohes Maß an Sicherheit und Sauberkeit auf Straßen und öffentlichen Plätzen, auf zeitgemäße Stadtmöblierung, Belebung durch Aktionen, ein funktionierendes und immer aktuelles Informationssystem und als Ergebnis all dieser Faktoren auf hohe Aufenthaltsqualität.

Den Kopf in den Sand stecken ist auf Dauer auch keine Lösung

Während sich alle Akteure an die eingangs benannten generellen „Mega-Trends“ nur anpassen können, haben aber Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden, um die aufgezeigten örtlichen Rahmenbedingungen positiv zu beeinflussen. Dafür müssen sie wissen, was nötig ist. Und das weiß niemand besser als die Unternehmer und die Hauseigentümer am Ort. Eine vorausschauende Verwaltung sorgt für ständigen vertrauensvollen Austausch mit diesen Gruppen.

Warum sollte die Kommunalpolitik sich auf einen solchen Prozess einlassen und die interessierten Unternehmer und Hauseigentümer an der Vorbereitung wichtiger Entscheidungen über die Rahmenbedingungen aktiv beteiligen? Ganz einfach: aus eigenem Interesse!

Denn wenn – wie heute fast überall im Land – das eigene ( Gewerbe-)Steueraufkommen nicht reicht und staatliche Zuschüsse kaum noch für Maßnahmen der Stadtentwicklung zur Verfügung stehen, gibt es nur eine Quelle, aus der die gewünschten Investitionsmittel in die Stadt fließen: die Gelder, die die Immobilieneigentümer und die Unternehmer an diesem Standort investieren, weil er ihnen günstige Bedingungen, Mitsprache und Planungssicherheit bietet und ihnen deshalb attraktiver erscheint als benachbarte Kommunen, die weniger eigentümerfreundlich sind. Das Geld ist flüchtig und der interkommunale Wettbewerb ist hart. 

Ein Beispiel für eine vorbildliche Vernetzung zwischen Rathaus, Wirtschaft und Immobilieneigentümern bietet das ganzheitliche Stadtmarketing-Konzept der Stadt Neustadt an der Weinstraße. Dieses Konzept ist mit finanzieller und ideeller Unterstützung der rheinland-pfälzischen Landesregierung entwickelt und etabliert worden.

Hauptziel: Die mit starker Bürgerbeteiligung entstandene und vom Stadtrat einstimmig verabschiedete „Zielkonzeption für Neustadt und seine Weindörfer“ umzusetzen und dabei die Unternehmer aller Branchen und Ortsteile und auch die Immobilieneigentümer ohne Geschäftsbetrieb maßgeblich zu beteiligen.

Denn allen Beteiligten war klar: Die Vitalität der Stadt hängt von ihrer Wertschöpfung ab. Und die wird von den Unternehmern und den Immobilieneigentümern erzeugt, die mit ihren täglichen Leistungen am Kunden, mit ihren Investitionen in Geschäfte und Gebäude und mit ihrer Steuerleistung den Standort stark und die Stadt für die verschiedenen genannten Zielgruppen attraktiv machen und halten.

Die Interessen und Kräfte der örtlichen Unternehmer und Immobilieneigentümer bündelt und vertritt die Willkomm-Gemeinschaft Neustadt an der Weinstraße. Sie nimmt regelmäßig zu wichtigen Fragen der Stadtentwicklung Stellung. Sie unterstützt die Stadtverwaltung durch Mitarbeit in Projektgruppen und Arbeitskreisen. Sie hat einen eigenen Fachausschuss „Immobilien und Stadtentwicklung“ eingerichtet und ihren Beitrag zur Erstellung des städtischen Parkraumkonzepts geleistet.

Darüber hinaus veranstaltet sie jedes Jahr im Oktober ihr öffentliches Willkomm-Forum Stadtentwicklung im Casimiranum, einem historischen Gebäude mit hoher Bedeutung für die gewachsene Identität der Stadt, die früher als „Perle der Pfalz“ bekannt war. Eine gesonderte Einladung hierzu wird in der Oktober-Ausgabe des Haus & Grund Mitgliedermagazins folgen.

Haus & Grund Neustadt gestaltet aktiv die Zukunft mit

Denn längst ist auch Haus & Grund Neustadt in dieser Initiative Mitglied geworden. Manfred Leyendecker, der Landesvorsitzende, hatte diesen Beitritt sehr befürwortet. Auch der geschäftsführende Vorstand des Ortsvereins, RA Gerhard Götz, stellt fest: „Wir haben diesen Schritt nicht bereut. Die Willkomm-Gemeinschaft ist für uns eine wirksame Unterstützung; sie ist die einzige Organisation am Ort, die alle den Standort gestaltenden Kräfte zusammenführt und bei allen Lobby-Funktionen z.B. für den Einzelhandel immer das Gesamtziel einer positiven Stadtentwicklung im Blick hat.“

Alles in allem ein Beispiel also, das im Interesse der Eigentümer auch in anderen Städten und Gemeinden in Rheinland-Pfalz Schule machen sollte.

Nähere Infos unter: www.willkomm-neustadt.de

 

 

 

Unser Autor Dr. Karl J. Eggers ist freiberuflicher Unternehmens- und Kommunalberater. Er hat als Stadtmarketingbeauftragter das Neustadter Stadtmarketing-Konzept entwickelt und seine Umsetzung begleitet. Gemeinsam mit dem Experten für Kommunalentwicklung Prof. Dr. Dieter Gust betreut er das Projekt „Willkomm-Forum Stadtentwicklung“.

Zurück

Cookie-Hinweis

Diese Website nutzt Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzererfahrung zu ermöglichen. Wenn Sie nachfolgend zustimmen, werden alle Einstellungen aktiviert.

Cookie-Einstellungen